WISSENSCHAFT
Das Unsichtbare sichtbar machen
Embryonen-Entwicklungstafel “Icones Embryonum Humanorum” von Samuel Thomas Soemmering, 1799.
Die Menschen wollten schon immer erfahren, wie die Entwicklung des Körpers vor der Geburt abläuft. In der frühen Neuzeit begannen Wissenschaftler damit, menschliche Körper zu sezieren und die inneren Organe abzubilden und zu beschreiben.
Als Wissenschaftler die Körper von schwangeren Menschen sezierten und Fehlgeburten untersuchten, konnten sie die ersten Zeichnungen von Embryonen und Feten herstellen. Samuel Thomas Soemmering erstellte 1799 eine Übersicht über Embryonen, indem er unterschiedlich alte Embryonen skizzierte. Wilhelm His erstellte später nicht nur weitere Skizzen, sondern modellierte auch Embryomodelle aus Wachs.
Studierende der Medizin und HebammenschülerInnen konnten mithilfe dieser Modelle verstehen, wie die Entwicklung von Embryonen und Feten abläuft. Doch die Darstellungen von His waren nicht nur für das Fachpublikum interessant – wirkte das zuvor Unsichtbare doch eine große Faszination aus.
Sowohl die Zeichnungen als auch Modelle sollen einen unverfälschten Blick auf das ungeborene Leben geben. Trotzdem unterscheiden sich die verschiedenen Darstellungen an einigen wichtigen Punkten voneinander. Die Hersteller der Modelle und Bilder nutzen gestalterische Möglichkeiten, betonen bestimmte Details oder lassen sie weg. Blechschmidt und His zeigen nicht den schwangeren Körper
sondern konzentrieren sich auf die Anatomie des Embryo. Die BetrachterInnen sehen das Modell als ein Werk. Sie können dieses Werk als eine Aussage des Verfassers über sein Objekt interpretieren und sich die fehlenden Elemente hinzudenken, um die gesamte Darstellung zu verstehen.