WISSENSCHAFT
Nachdenken über das Wissen
Max Horkheimer: Traditionelle und kritische Theorie, 1972 – Max Horkheimers Essay zu traditioneller und kritischer Theorie kann als Grundlagentext der Kritischen Theorie (“Frankfurter Schule”) gesehen werden.
Immer wieder gehen TheoretikerInnen der Frage nach wie Wissenschaften zu Erkenntnissen kommen. Dabei lautet eine These, dass Wissen nicht gefunden wird, sondern erfunden werden muss. Das Labor ist kein Ort ohne gesellschaftliche Einflüsse. Schon Kant schrieb, dass allgemeine Subjektivität eine Lücke zwischen Tatsache und Theorie schafft. WissenschaftlerInnen können ihre Wahrnehmung im Labor entweder erweitern (etwa durch Mikroskope) oder die untersuchten Gegenstände kontrollieren. Sie werden zerschnitten, präpariert und manipuliert. Es gibt im Labor also keine natürlichen Objekte sondern nur Teile von ihnen, die nützlich gemacht wurden. Die Naturbeherrschung führt zu einer Entkontextualisierung: „Unscheinbare Blutklumpen“ werden zu Embryonen und die Trennung des Embryos vom Uterus erzeugt die Illusion, dass sie sich von allein entwickeln.
Eine weitere These lautet, dass wissenschaftliche Tatsachen immer in gesellschaftliche Prozesse gebettet sind. Etwas, das bereits erkannt wurde, beeinflusst dadurch auch die Weise wie Neues erkannt wird. Bestimmte Ideen oder wissenschaftliche Erkenntnisse sind Kind ihrer Zeit. Für Max Horkheimer muss Theorie immer die Gesamtheit der gesellschaftlichen Verhältnisse kritisieren und sich nicht in ihren Dienst stellen. Solange die TheoretikerInnen dies nicht tun, können sie nicht im Sinne der Vernunft handeln sondern reproduzieren die herrschende Ordnung, also das gesellschaftlich nützliche Wissen.
Wissenschaftliche Grundsätze sind keine Rekonstruktion der Natur, sondern eine Auswahl aus der Wirklichkeit. Auch die Modelle Blechschmidts sind damit nicht wissenschaftlich neutral und objektiv, sondern historisch und sozial bedingte Konstrukte.