GESELLSCHAFT
Vom Lebensschutz zu Antisemitismus und Frauenhass
Embryomodell; 2019 Spende von Durchblick e.V. (Foto: Michael Markert) Durchblick e.V. ist eine “Lebensschutz”-Organisation. Die Embryomodelle werden laut Eigenaussage als “Aufklärungsmaterial” verwendet.
Erich Blechschmidt ist klar gegen Abtreibungen. Er ist Mitgründer der Europäischen Ärzteaktion (EÄA), in der sich ÄrztInnen, PolitikerInnen und Geistliche vernetzen um gegen Abtreibungen vorzugehen und kreationistische Ansichten zu verbreiten. Hauptgründer der EÄA ist Siegfried Ernst, der die Pille für die Frau „Abtreibungsseuche“ nennt. Gemeinsam mit der NPD gründet er die „Christliche Wählerinitiative“. Zweites Gründungsmitglied ist Pfarrer Wolfgang Borowsky, der sich in seinem Buch „Christus und die Welt des Antichristen“ massiv antisemitisch äußert und die Shoa relativiert.
Ab 1980 berufen sich „Lebensschützer“auf Blechschmidts Arbeit. Hier gibt es häufig personelle Überschneidungen zwischen christlichen FundamentalistInnen und Rechten Akteuren. Zum Beispiel sind AfD Mitglieder auch Mitglied bei Aktion Lebensrecht für Alle e.V.. Andere schreiben für neurechte Publikationen, wie die „Junge Freiheit“ oder beteiligen sich daran, Frauen vor Pro Familia Stellen zu belästigen und dabei für „das Leben“ zu beten.
Letzteres zeigt, dass AbtreibungsgegnerInnen die Situation von Frauen ignorieren. Gute Gründe für einen Abbruch oder gar Selbstbestimmung werden ihnen abgesprochen. „Lebensschützer“ sprechen bewusst emotional und bildhaft. Sie sagen zum Beispiel „Kind“ oder „kleiner Mensch“ statt Fetus. Auch bei öffentlichen Aktionen arbeiten sie sehr bildhaft. Beispielsweise mit Kinderschuhen und Modellen von Feten, auch wenn diese sehr unrealistisch sind. Blechschmidt ist nur ein Akteur, der sich gegen Abtreibungen einsetzt. Ihn trifft keine Schuld am bestehen frauenfeindlichen und rassistischen Gruppen. Seine Arbeit trägt aber dazu bei, dass die „Lebensschutz“-Bewegung heute noch so stark ist.