GESELLSCHAFT
Wer besucht die Sammlung?
Das Gästebuch der Blechschmidt-Sammlung. Zeitraum 1993 bis 2020 (Foto: Michael Markert).
Um feststellen zu können, wer die Sammlung besucht und wie sie wahrgenommen wird, lohnt sich ein Blick auf die Anmeldelisten und das Gästebuch. Durch eine Analyse konnten mehrere Besuchsgruppen ermittelt werden. Die 5 Hauptgruppen sind: Beruf, Visualisierung, Mystik, Wertschätzung Blechschmidts und „Lebensschutz“. Die Sammlung wird somit aus verschiedenen Gründen besucht. Heutzutage wird die Sammlung noch für die medizinische Lehre genutzt und international besucht. Für die Wenigsten steht die Beschaffung und die Erforschung der Embryonen, nach denen die Modelle gebaut wurden, im Vordergrund.
Eine Gruppe, die die Ausstellung regelmäßig besichtigt, sind Personen aus der alternativen Medizin. Dazu gehören zum Beispiel OsteopathInnen. Sie nutzen die Sammlung für ihre berufliche Weiterbildung. Die Gruppe Visualisierung besteht aus zwei Teilgruppen, zum einen schätzen Personen die anschauliche Darstellung der Embryologie. Zum anderen entdecken KünstlerInnen „Schönheit“ in den Modellen und sehen diese als Kunstwerke an. Die Besuchenden der Gruppe Mystik umschreiben sowohl die Sammlung, als auch die Entstehung des Menschen als geheimnisvoll, oder als „Schatz“.
Viele der Gäste sprechen von „Ehrfurcht“ und „Achtung“ gegenüber der Arbeit und der Person Blechschmidt. Die Gruppe „Lebensschutz“ besucht die Sammlung, um ihre Weltanschauung zu bestätigen, die sich meist auf religiösen Vorstellungen gründet. Häufig wird in ihren Einträgen die Phrase „Mensch von Anfang an“ erwähnt, die Blechschmidt etablierte. Diese Besuchenden sehen „Gottes Werk“ in den Modellen und somit einen Beweis für die Schöpfungsgeschichte. Einige KommentatorInnen aus dieser Gruppe, die meist männlich sind, positionieren sich gegen Abtreibungen und appellieren damit an Frauen und die Öffentlichkeit. Diese Gruppe verfasst die ausführlichsten Kommentare.